„Wir wollten alle Menschen gleichermaßen berücksichtigen“

2023 feierte das Unternehmen BÖLLHOFF einhundert Jahre in Bielefeld, unter anderem mit Plakaten, die uns positiv auffielen. Sie bilden Menschen ab, die bei BÖLLHOFF arbeiten. Warum ist uns das aufgefallen? Weil BÖLLHOFF den Begriff „Mitarbeitende“ verwendet hat. Für uns ist dies ein Zeichen, dass sich das Unternehmen mit dem geschlechtergerechten Sprachgebrauch beschäftigt hat. Das hat uns neugierig aufs Unternehmen gemacht und wir fragten nach.

Görsch & Rosenbohm: Guten Tag, Herr Nientiedt, danke, dass Sie sich Zeit für unsere Fragen nehmen. Den Lesenden unseres Blogs möchten wir Sie kurz vorstellen: Sie sind Leiter Employer Branding / Gesundheit & Soziales bei BÖLLHOFF, einem Unternehmen, das in Bielefeld ansässig ist und weltweit agiert. Über 3.000 Menschen arbeiten an 43 Standorten in 25 Ländern. BÖLLHOFF hat sich auf die Entwicklung, Innovation und Produktion von Verbindungselementen spezialisiert.

Herr Nientiedt, warum hat BÖLLHOFF sich bei den Imageplakaten für das Wort „Mitarbeitende“ und nicht für das Wort „Mitarbeiter“ entschieden?

Frank Nientiedt: Wir wollten alle Menschen gleichermaßen berücksichtigen und niemanden sprachlich ausschließen. Unsere Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden gendersensibel auszudrücken war uns besonders zur Jubiläumskampagne wichtig, die auch bildlich verschiedene Teammitglieder zeigt und ganz bewusst die Menschen in den Mittelpunkt rückt.

Görsch & Rosenbohm: Wir haben auf der Website des Unternehmens keinen Genderstern oder ein anderes Genderzeichen entdeckt. Hat BÖLLHOFF eine Guideline zum Thema Gendern? Falls ja, können Sie uns kurz skizzieren, wie Sie das bei BÖLLHOFF handhaben?

Frank Nientiedt: Es gibt eine interne Handlungsempfehlung aus dem Corporate Marketing, die an alle relevanten Bereiche verteilt wurde, die nach außen kommunizieren. Im ersten Schritt wollten wir ein Grundverständnis zum Thema „Wie gendern“ schaffen und die Kommunikationsverantwortlichen sensibilisieren. Es ging uns darum, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie ein gefühlvoller Mix aus neutralen Begriffen, Doppelnennungen oder Umschreibungen aussehen kann, ohne zu direktiv zu werden. Frei nach dem Motto: Gendern ist kein Muss, aber ein wichtiges Statement für uns als Unternehmen.

Görsch & Rosenbohm: Unterscheiden Sie bei BÖLLHOFF in der Ansprache zwischen interner Kommunikation, der Kommunikation in der Öffentlichkeit und bei Ihrer Kundschaft?

Frank Nientiedt: Intern nutzen wir vorwiegend neutrale Begriffe und Doppelnennungen. Bei der Außenkommunikation unterscheiden wir tatsächlich zwischen der Ansprache Richtung Kunden und der HR-Kommunikation. Besonders in Richtung jüngere Zielgruppen sehen wir mehr Möglichkeiten, zum Beispiel das Gendersternchen einzusetzen – ob auf der Karriereseite oder unserem Instagram-Kanal, den unsere Auszubildenden mit Content bespielen.

Görsch & Rosenbohm: Wie wichtig ist bei BÖLLHOFF das Thema Gendern etwa als Teil der Unternehmensstrategie oder im Rahmen einer Diversity-Strategie? Inwiefern spielen die Werte des Unternehmens dabei eine Rolle?

Frank Nientiedt: BÖLLHOFF ist ein vielfältiges Unternehmen mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Nationen und Religionen. Bei uns arbeiten ganz junge Menschen bis hin zum Rentenalter, die ganz unterschiedliche Bedürfnisse mitbringen. Dem wollen wir in Zukunft noch besser Rechnung tragen und Sichtbarkeit verleihen. Wir haben seit letztem Jahr eine Mitarbeiterin, die den Auftrag hat, eine Diversity-Strategie für uns zu erstellen und dabei sicherlich auch das Thema Gendern weiter in den Blick nehmen wird.

„Fairness“ ist beispielsweise ein wichtiger Teil unserer Kultur und als Unternehmenswert fest in unserem Leitbild verankert. Unser Anspruch ist alle gleichermaßen zu unterstützen. Was das im Einzelnen bedeutet, zeigen wir ganz transparent unter dem Stichwort „People“ in unserem Nachhaltigkeitsbericht, der jedes Jahr publiziert wird, auch um unsere Fortschritte in dem Bereich zu messen.

Görsch & Rosenbohm: Um nochmals auf Ihre Plakate zurückzukommen: Wie waren die Reaktionen bezüglich der gewählten Form „Mitarbeitenden“? Gab es auch kritische Stimmen? Oder fiel das nicht auf und alle freuten sich über die Wertschätzung gegenüber der BÖLLHOFF-Belegschaft?

Frank Nientiedt: Wir haben durchweg positives Feedback bekommen zu der inklusiv gewählten Ansprache. Der Claim „Ohne Euch kein Wir, ohne Euch kein Hier“ sollte möglichst persönlich sein und viele ganz unterschiedliche Menschen erreichen. Ich glaube, das haben wir geschafft. Als HR-Bereich wollten wir da auch für andere Teams Vorreiter sein und einfach mal zeigen, wie eine gendersensible Ansprache in Kampagnen-Form funktionieren kann.

Görsch & Rosenbohm: Danke, Herr Nientiedt, für die Zeit, die Sie sich für uns und das Interview genommen haben. Wir wünschen Ihnen und BÖLLHOFF weiterhin alles Gute!


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